Nachwuchsforschergruppe Kreativität und Genie
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Hauptseminar am Institut für AVL: "Genie"

Hauptseminar am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der LMU München

11.04.2018 – 11.07.2018

Mittwoch, 12 - 14 Uhr, Schellingstraße 3, Rückgebäude, Raum R U104B

Ästhetische Produktion wird seit dem 18. Jahrhundert am Superlativ des „Genies“ gemessen. Genie entwickelt sich als Gegenbegriff zu Kategorien der Aufklärung wie Verstand, Geschmack und Urteilskraft und zugleich als Leitbegriff einer bürgerlichen Klasse, deren Selbstbeschreibungen maßgeblich aus der Vorstellung der eigenen Produktivität entwickelt werden. Im Seminar verfolgen wir das Konzept von seinen antiken Vorläufern bei Platon und (Pseudo-) Longinus über den original genius bei Shaftesbury, Young und Addison, das Naturgenie bei Goethe, Herder und Hamann bis zu aufklärerischen Varianten, die das sperrige Konzept mit imagination und esprit versöhnen (Condillac, Diderot) oder als regelsetzende Instanz neu bestimmen (Kant). Am Ende des Seminars unternehmen wir Ausblicke auf die pathologisierende Genieästhetik im späten 19. Jahrhundert (Lombroso), auf die Geschichte weiblicher Genie-Entwürf – und auf die aktuelle Konjunktur des Genieparadigmas. Nach soziologischen Befunden ist die westliche Gesellschaft des 21. Jahrhunderts von einem Kreativitätsimperativ geprägt. Die zentrale Frage, um die sich die Texte der Genieästhetik gruppieren, stellt sich damit neu: Was macht schöpferische Subjektivität aus?