Nachwuchsforschergruppe Kreativität und Genie
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Diderot im Guggenheim – Art Writing als literarisches Genre

Christian Steinau

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsteht eine neue literarische Gattung: Das sogenannte Art Writing. Dieses beruht auf drei Voraussetzungen: der Offenheit des Kunstwerks, einer die Offenheit stabilisierenden Institutionalisierung der Kunst und der Absage der AutorInnen an objektive Normen und allgemeingültige Begründungen dessen, was Kunst ist. Während die klassische Kunstkritik an Status und Funktion des kritischen Urteils festhält, problematisieren die kunstliterarische Texte des Art Writing den Ort des Urteils. Im Art Writing tritt die literarische Verfasstheit der Zeichen- und Bedeutungsproduktion deutlich hervor. Auf die tektonischen Verschiebungen des Kunstsystems im 20. Jahrhundert reagieren AutorInnen wie Lynne Tillman, Chris Kraus, T.J. Clark, Walter Grasskamp, Brian Dillon, Saul Anton und Jean-Max Colard mit einer Literarisierung und Subjektivierung des Genres der Kunstkritik. Die im Grenzbereich zwischen Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte angesiedelte Analyse dieser Verschiebung wird historisch komplementiert durch den Rekurs auf Diderots „Salons“ als Vorläufer einer radikal subjektiven und radikal poetischen Kunstkritik.